Georg Eisler
Einleitung
Maßgebliche Grundlage des vorliegenden Catalogue raisonné zu Georg Eisler, der 2024 als Online- und Printausgabe publiziert wird, war das unveröffentlichte und unvollendete Werkverzeichnis von Susanne Berchtold. Dieses war von Georg Eisler selbst und später vom Georg und Alice Eisler – Fonds für bildende Künstler und Komponisten, einem Stiftungsfonds, der sich der wissenschaftlichen Bearbeitung von Eislers Werk und der Förderung österreichischer Künstler*innen und Komponist*innen verschrieben hat, in Auftrag gegeben worden. Weitere während der Recherche wichtige Publikationen waren Georg Eisler. Monographie und Werkkatalog von 1970 und Georg Eisler. Eine Monographie von 1984, beide von Otto Breicha in Zusammenarbeit mit dem Künstler publiziert, darüber hinaus diverse reich bebilderte Ausstellungskataloge sowie Archivmaterial, insbesondere aus dem Bestand des Georg und Alice Eisler – Fonds für bildende Künstler und Komponisten.
Georg Eislers lebenslange künstlerische Produktion in verschiedenen Medien führte zu einem Œuvre, das mehrere Tausend Werke umfasst. Daher beschränkt sich das vorliegende Werkverzeichnis auf seine Gemälde, gearbeitet hauptsächlich auf Leinwand, teilweise auch auf Holz und Karton.
Die Basis für die Entstehung dieses Werkverzeichnisses sind vor allem die vom Künstler selbst geführten Werklisten sowie seine Arbeitstagebücher, die Susanne Berchtold aufarbeitete. Nach ihrem überraschenden Ableben im Jahr 2017 kam die Arbeit am Werkverzeichnis zum Erliegen, und das Material lagerte beim Fonds, bis 2019 das Vorhaben der Fertigstellung des Werkverzeichnisses an das Belvedere übergeben wurde. Dort durchlief das Projekt unterschiedliche Phasen mit wechselnden Bearbeiterinnen, die vorhandene Lücken, vor allem im Hinblick auf die Bibliografie und die Ausstellungsgeschichte, zum Großteil schließen konnten. Viele Werke, die aufgrund der freundlichen Unterstützung verschiedener Institutionen und Privatsammler*innen im Original begutachtet werden konnten, wurden neu fotografiert. Hinsichtlich der Abbildungen von nicht zugänglichen Arbeiten waren Ektachrome und Fotografien aus dem Archiv der Stiftung von unschätzbarem Wert.
Eine nicht unwesentliche Anzahl an Arbeiten in diesem Werkverzeichnis muss leider unbebildert bleiben. Ihre Existenz ist aber durch vom Künstler selbst erstellte Listen, durch Archivmaterialien oder Sekundärliteratur gesichert. Eisler verschenkte zu Lebzeiten viele seiner Werke an Familienmitglieder sowie im Freund*innen- und Bekanntenkreis. Diese Arbeiten scheinen folglich weder in Publikationen auf noch wurden sie in Ausstellungen präsentiert. Deswegen konnte ihr Verbleib zumeist nicht eruiert werden.
Georg Eisler war als aktives Mitglied der Kommunistischen Partei am politischen Weltgeschehen interessiert, was sich auch in seinem Schaffen widerspiegelt: Immer wieder wählte er als Motive Menschen, die sich in prekären Lebenssituationen befanden. Da zu Eislers Lebenszeit die Sensibilisierung für diskriminierungsfreie Sprache noch kaum entwickelt war, sind in seinen Werktiteln immer wieder Bezeichnungen zu finden, die heute nicht mehr verwendet werden. Zum Zwecke der Dokumentation werden die Originaltitel angeführt, jedoch nicht ausgeschrieben. Spätere Betitelungen, bei denen davon ausgegangen werden kann, dass sie nicht vom Künstler selbst stammen, werden nicht angeführt.
Das Werkverzeichnis ist chronologisch gegliedert: Bis 1970 folgt es dem Werkkatalog von Otto Breicha. Für die Zeit ab 1971 wurden die von Georg Eisler selbst erstellten, nicht immer vollständigen Listen herangezogen. Gemälde, die in Eislers Notizen nicht aufscheinen, wurden dem jeweiligen Jahr zugeordnet. Im Falle eines Triptychons werden die drei Teile als Einzelwerke geführt und unter Ergänzung einer Endung zu einer Werkverzeichnisnummer zusammengefasst.
Das Online-Werkverzeichnis ist in seiner Struktur nach thematischen Gruppen gegliedert. Eislers Beschäftigung mit wiederkehrenden Themenkomplexen legt die vorliegende Einteilung nahe, mit der sich wiederholende Sujets aus verschiedenen Dekaden nebeneinandergestellt werden können. Ein in seiner Kunst umfassendes Themengebiet betrifft Darstellungen mit sozialkritischem Inhalt. Eisler stellte alltägliche Situationen von in prekären Verhältnissen lebenden Menschen dar. Sein Interesse am Nachtleben, unter anderem am Rotlichtmilieu, aber auch an Musik, spiegeln Darstellungen von Konzerten in Jazzclubs und von Größen der Szene jener Zeit wider. Besonders wichtig und spannend ist Eislers Blick auf das internationale politische Geschehen. Ein weiteres Themenfeld sind Szenen aus seinem eigenen Alltag – im Kaffeehaus, in der Straßenbahn, auf dem Markt – ebenso wie Stillleben und Atelierszenen. Mit den Atelierszenen vermengt ist der in seiner Anzahl umfassendste Werkkomplex der Aktdarstellungen. Zudem schuf Eisler eine Vielzahl an Porträts von Bekannten, Freund*innen und berühmten Persönlichkeiten. Als letzte Motivgruppe sind Landschaften und Stadtszenen zu erwähnen.
Großer Dank für die Unterstützung bei der Erstellung des Werkverzeichnisses gilt dem Georg und Alice Eisler – Fonds für bildende Künstler und Komponisten, allen voran Dieter Kleinpeter. Dank gebührt posthum Susanne Berchtold, deren akribische Vorarbeit den Grundstock für die vorliegende Publikation gelegt hat. Des Weiteren sei allen öffentlichen und privaten Institutionen, Galerien, Auktionshäusern und natürlich privaten Sammler*innen, die uns bei unseren Recherchen zur Seite standen, unser herzlicher Dank ausgesprochen.
Ana Petrovic und Marjana Uhde
Autorinnen